Zwischen Bechlin und Kränzlin, aber auf bechlinerischem Grund und Boden, liegt eine unbedeutende Anhöhe, der „Räuberberg“ genannt, der nach schriftlichen Aufzeichnungenaus der Mitte des 18. Jahrhunderts auch „Hünnenwall“ hieß. Von ihm gibt es folgende Sage:
Auf dem Berge lag, heißt es, ehedem im Gebüsch versteckt, ein Raubschloß, das mit der steinernen Brücke des Kränzliner Damms durch einen Draht in Verbindung stand. Sobald nun ein Wagen über die Brücke fuhr, wurde durch diesen Draht eine Glocke im Schloss in Bewegung gesetzt. Auf dieses Zeichenbrachen der Raubritter und seine Leute aus dem Schloß hervor und plünderten die Reisenden aus. Zuletzt wurde es dem Ruppiner Grafen aber doch zu arg, und er drohte dem Herrn von Fratz, so hieß der Besitzer des Schosses, er werde ihm seine Burg anzünden, wenn er das Unwesen nicht ließe. Der aber lachte darüber und trieb sein Handwerk nach wie vor. Da passte der Ruppiner Graf einmal eine Zeit ab, zu der Fratz in Ruppin war, und schickte schnell seine Leute hinaus, die die Burg erobern und zerstören mussten.
Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887
In den milden Frühlingsnächten hört man zuweilen Rufe, die mit dem Gekläff der Hunde und dem Geschrei großer und kleiner Eulen Ähnlichkeit haben. Man vernimmt sie in verschiedenen Tonlagen, bald gedehnt, bald kurz abgestoßen. Durch die Luft aber fährt ein rauschender langer Zug, in dem feurige Augen sichtbar sind. Das ist der Höllen- oder wilde Jäger, der bei seinen Jagdzügen auf Erden große Freveltaten ausgeführt hat und drum dazu verdammt ist, ewig in den Lüften zu jagen.
Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871
Viele sagen im Mond sei ein Mann mit einem Reisigbündel. Das ist aber nicht wahr, sondern es ist ein Schmied. Davon hat man auch eine ordentliche Geschichte im Ruppinschen.
Es war einmal ein Schuhmacher, der bekam an einem Montag von seiner Frau Geld, um Leder einzukaufen. Als er nun beim Wirtshaus vorbei kam, sah er seine Zunftgenossen darinnen. Die ließen ihn nicht vorüber, er mußte hineinkommen. (Des Montags arbeiteten nämlich die Schuhmacher nicht, hieß es, da traf man sie im Wirtshaus.) Als er aber ohne Leder und ohne Geld nach Hause kam, war seine Frau natürlich sehr böse und schimpfte ihn gehörig aus. Am anderen Tag schickte sie ihn wieder mit Geld los, damit er Leder kaufe. ,,Vorbeigehen", dachte er, ,,kannst du ja am Wirtshaus. Aber hineingehen tust du diesmal nicht? Aber es kam doch wieder wie das erstemal: Er vertrank das Geld und bekam erneut böse Reden von seiner Frau zu hören.
Als ihm seine Frau am dritten Tag wieder Geld gab und es ebenso ging wie anden beiden vorigen Tagen, da wagte er sich nicht wieder nach Hause, sondern ging in den Wald und wollte sich an einem Baum erhängen. Als er nun so an einem Baume stand und mit dem Messer den Bast abschälte, um daraus einen Strick zu flechten, kam ein Herr gegangen. Der fragte ihn, was er da mache. ,,Ich will einen Strick binden", sagte der Schuhmacher, ,,und mit ihm alle Teufel in der Hölle zusammenbinden." Da bekam der Herr, es war der oberste Teufel, einen Schreck und sagte, das solle er nur bleiben lassen. Er wolle ihm auch so viel Geld geben, daß ein ganzer Stiefel davon voll würde. Da war der Schuhmacher zufrieden und ging nach Hause. Er machte sich und seiner Frau eine Harke und sagte ihr, als sie sich darüber wunderte, sie solle nur ruhig sein. Sie würden so viel Geld bekommen, daß sie es mit den Harken zusammenkratzen müßsten. Darauf nahm er einen großen Stiefel, schnitt die Sohle unten ah und hängte ihn in den Schornstein hinein. Als nun der oberste Teufel sah, daß seine Schatzkammer fast leer geworden war, sagte er zu einem anderen Teufel: „Dem Schuhmacher können wir das Geld nicht lassen. Geh hinunter und sieh, daß du es ihm durch eine Wette abgewinnst! Das Geld soll dem gehören, der von dem anderen drei Pfeifen Tabak tauchen kann."
Als dann der Teufel zum Schuhmacher kam und ihm das verschlug, war der es zufrieden und sagte, der Teufel müsse aber zuerst von seinem Tabak rauchen. Damit nahm er eine geladene Flinte, hielt sie ihm an den Mund und drückte ab. Das war dem Teufel aber doch ein zu starker Tabak, und er machte sich davon. Als er oben angekommen war, sagte der oberste Teufel wieder, er müsse noch einmal hinunter, und wer zuerst einen Hasen finge, dem solle das Geld gehören. ,,Ist mir schon recht," sagte der Schuhmacher und steckte drei graue Kaninchen in einen Sack. Als er das erste laufen ließ, wollte der Teufel nach. Da zog der Schuhmacher das zweite hervor. Wahrend aber der Teufel nun vom erstem abließ und diesem nachsprang, holte der Schuster rasch das dritte hervor und rief: ,,Hier hab ich einen Hasen." Da zog der Teufel auch diesmal niedergeschlagen ab. Aber sein Herr schickte ihn noch einmal hinunter. ,,Unsere Schatzkammer", sagte er, ,,ist doch leer, da nimm die eiserne Tür, die ist zu nichts mehr nütze. Wer die am höchsten wirft, soll das Geld haben." Als der Teufel wieder zum Schuhmacher kam, war der auch damit zufrieden, verlangte aber, daß der Teufel esihm vormache. Der warf dann auch die Türe hoch, daß sie beim Herunterfallen tief in die Erde eindrang. ,,Nun hol sie nur erst wieder heraus", sagte der Schuster. Währenddessen sah er aber hinauf zum Mond, der schien gerade so schön hell. ,,Was siehst du denn so zum Mond?" fragte der Teufel. ,,I," sagte der Schuhmacher, ,,der Schmied da oben, der ist mein Bruder. Dem will ich die Tür hinauf werfen, der kann sie als altes Eisen brauchen. “Da erschrak der Teufel und sah, daß er überwundem war, und der Schuhmacher behielt das Geld.
Es sieht aber auch wirklich so aus, als ob im Mond ein Schmied stände; Bei hellem Mondschein kann man ihm sehen mit Amboß und Hammer.
Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871
Das Dorf Dreetz soll, wie die Alten immer erzählen, ursprünglich in der Gegend des Vorwerks Lüttgendreetz am Dreetzsee gelegen haben, und man hat dort auch mehrmals alte Urnen sowie einmal eine eiserne Axt und ein anderes Mal Streitäxte aus Feuerstein aus der Erde gepflügt.
Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887
Vor allem die Klosterkirche hat ihr besonderes Wahrzeichen: Wenn man nämlich vom Chor aus, wo früher die Orgel war ( heute ist dort die Winterkirche ), zum Gewölbe des Hauptschiffes hinaufsieht, bemerkt man an der Decke ein eigentümliches Bild: eine Maus, die eine Ratte verfolgt. Das soll nämlich so zusammenhängen: In der Zeit, als Luthers Lehre sich hier in der Mark verbreitete, stritten sich einmal ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher, indem der letztere meine, die Kirche würde auch noch protestantisch werde. Der erstere behauptete, das würde nie geschehen, so wenig als jemals eine Maus eine Ratte verfolgte. Und siehe da, kaum hatte er dies gesagt, da sahen sie an der Decke der Kirche das Wunde, dass eine Maus eine Ratte verfolgte. Und als die Kirche dann wirklich protestantisch wurde, hieß es, da hat man zum Gedächtnis das Bild dort oben angebracht.
Neben der Klosterkirche steht nach dem See zu eine alte Linde. Die einen behaupten, daß in sie die Pest gebannt worden sei, die anderen sagen, darunter hätten die Mönche bei ihrem Abzug ihre Schätze vergraben. Unter der Linde ist nämlich ein Fundament, und über ihm nur drei Fuß hohe Erde, in der die Linde steht.°1 Schon zweimal ist sie dem Eingehen nahe gewesen, hat aber immer wieder ausgeschlagen. Wenn sie zum drittenmal ausschlägt, heißt es, können die Schätze gehoben werden.
Wie es kommt, dass das Ruppiner Wappen zeitweilig einen Adler mit einer Kappe auf dem Kopfe zeigt, darüber berichtet Feldmann folgendes:
Des Grafen Bediente, die Edelleute waren, erstachen einen Bürger, als sie sich lustig machten. Der Magistrat nahm den Täter gefangen und verurteilten ihn ( im Winter ) zu Köpfen. Dies ward draußen bekannt, die Edelleute versammelten sich dicht vorm Tor in zwei Reihen, um ihn zu befreien, wenn er herausgeführt würde. Aber der Rat erfuhr es, hielt das äußere Tor Alt Ruppiner Tor verschlossen, führten den Deliquenten ins Tor und lißen ihm zwischen dem inneren und dem äußeren Tor, nahe beim äußeren, damit sie es draußen hören konnten, den Kopf abschlagen. Dadurch wurde das Tor geöffnet, und da nahmen die Edelleute den Leichnam mit. Dieses klagte der Graf nach Berlin an den Markgrafen, da wurde dem Rat zur Strafe auferlegt, keinen bloßen oder freien Adler mehr im Siegel zu führen, sondern diesem eine Kappe über den Kopf zu ziehen.
°1 Das Fundament haben nach den schriftlichen Aufzeichnungen des Dr. Feldmann aus der Mitte des 18. Jahrhundert auch einmal Arbeiter gefunden, als der damalige Bürgermeister Holle dort eine Kalkgrube graben lassen wollte. Es war viereckig und bestand aus bebackenen Mauer- oder Ziegelstein, etwa 8 Fuß im Quadrat. „Sie gruben,“ heißt es, „auch noch etwa 3Fuß tief, kamen aber noch nicht bis zum Grund. Sie entblößten auch alle freiligenden Seiten, aber der Bürgermeister Holle ließ alles wieder zuzuschütten.“
Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871
Veranstaltungen
Aufgrund der Corona-Pandemie sind derzeit keine Veranstaltungen geplant
Spenden