Viele sagen im Mond sei ein Mann mit einem Reisigbündel. Das ist aber nicht wahr, sondern es ist ein Schmied. Davon hat man auch eine ordentliche Geschichte im Ruppinschen.
Es war einmal ein Schuhmacher, der bekam an einem Montag von seiner Frau Geld, um Leder einzukaufen. Als er nun beim Wirtshaus vorbei kam, sah er seine Zunftgenossen darinnen. Die ließen ihn nicht vorüber, er mußte hineinkommen. (Des Montags arbeiteten nämlich die Schuhmacher nicht, hieß es, da traf man sie im Wirtshaus.) Als er aber ohne Leder und ohne Geld nach Hause kam, war seine Frau natürlich sehr böse und schimpfte ihn gehörig aus. Am anderen Tag schickte sie ihn wieder mit Geld los, damit er Leder kaufe. ,,Vorbeigehen", dachte er, ,,kannst du ja am Wirtshaus. Aber hineingehen tust du diesmal nicht? Aber es kam doch wieder wie das erstemal: Er vertrank das Geld und bekam erneut böse Reden von seiner Frau zu hören.
Als ihm seine Frau am dritten Tag wieder Geld gab und es ebenso ging wie anden beiden vorigen Tagen, da wagte er sich nicht wieder nach Hause, sondern ging in den Wald und wollte sich an einem Baum erhängen. Als er nun so an einem Baume stand und mit dem Messer den Bast abschälte, um daraus einen Strick zu flechten, kam ein Herr gegangen. Der fragte ihn, was er da mache. ,,Ich will einen Strick binden", sagte der Schuhmacher, ,,und mit ihm alle Teufel in der Hölle zusammenbinden." Da bekam der Herr, es war der oberste Teufel, einen Schreck und sagte, das solle er nur bleiben lassen. Er wolle ihm auch so viel Geld geben, daß ein ganzer Stiefel davon voll würde. Da war der Schuhmacher zufrieden und ging nach Hause. Er machte sich und seiner Frau eine Harke und sagte ihr, als sie sich darüber wunderte, sie solle nur ruhig sein. Sie würden so viel Geld bekommen, daß sie es mit den Harken zusammenkratzen müßsten. Darauf nahm er einen großen Stiefel, schnitt die Sohle unten ah und hängte ihn in den Schornstein hinein. Als nun der oberste Teufel sah, daß seine Schatzkammer fast leer geworden war, sagte er zu einem anderen Teufel: „Dem Schuhmacher können wir das Geld nicht lassen. Geh hinunter und sieh, daß du es ihm durch eine Wette abgewinnst! Das Geld soll dem gehören, der von dem anderen drei Pfeifen Tabak tauchen kann."
Als dann der Teufel zum Schuhmacher kam und ihm das verschlug, war der es zufrieden und sagte, der Teufel müsse aber zuerst von seinem Tabak rauchen. Damit nahm er eine geladene Flinte, hielt sie ihm an den Mund und drückte ab. Das war dem Teufel aber doch ein zu starker Tabak, und er machte sich davon. Als er oben angekommen war, sagte der oberste Teufel wieder, er müsse noch einmal hinunter, und wer zuerst einen Hasen finge, dem solle das Geld gehören. ,,Ist mir schon recht," sagte der Schuhmacher und steckte drei graue Kaninchen in einen Sack. Als er das erste laufen ließ, wollte der Teufel nach. Da zog der Schuhmacher das zweite hervor. Wahrend aber der Teufel nun vom erstem abließ und diesem nachsprang, holte der Schuster rasch das dritte hervor und rief: ,,Hier hab ich einen Hasen." Da zog der Teufel auch diesmal niedergeschlagen ab. Aber sein Herr schickte ihn noch einmal hinunter. ,,Unsere Schatzkammer", sagte er, ,,ist doch leer, da nimm die eiserne Tür, die ist zu nichts mehr nütze. Wer die am höchsten wirft, soll das Geld haben." Als der Teufel wieder zum Schuhmacher kam, war der auch damit zufrieden, verlangte aber, daß der Teufel esihm vormache. Der warf dann auch die Türe hoch, daß sie beim Herunterfallen tief in die Erde eindrang. ,,Nun hol sie nur erst wieder heraus", sagte der Schuster. Währenddessen sah er aber hinauf zum Mond, der schien gerade so schön hell. ,,Was siehst du denn so zum Mond?" fragte der Teufel. ,,I," sagte der Schuhmacher, ,,der Schmied da oben, der ist mein Bruder. Dem will ich die Tür hinauf werfen, der kann sie als altes Eisen brauchen. “Da erschrak der Teufel und sah, daß er überwundem war, und der Schuhmacher behielt das Geld.
Es sieht aber auch wirklich so aus, als ob im Mond ein Schmied stände; Bei hellem Mondschein kann man ihm sehen mit Amboß und Hammer.
Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871