Vor allem die Klosterkirche hat ihr besonderes Wahrzeichen: Wenn man nämlich vom Chor aus, wo früher die Orgel war ( heute ist dort die Winterkirche ), zum Gewölbe des Hauptschiffes hinaufsieht, bemerkt man an der Decke ein eigentümliches Bild: eine Maus, die eine Ratte verfolgt. Das soll nämlich so zusammenhängen: In der Zeit, als Luthers Lehre sich hier in der Mark verbreitete, stritten sich einmal ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher, indem der letztere meine, die Kirche würde auch noch protestantisch werde. Der erstere behauptete, das würde nie geschehen, so wenig als jemals eine Maus eine Ratte verfolgte. Und siehe da, kaum hatte er dies gesagt, da sahen sie an der Decke der Kirche das Wunde, dass eine Maus eine Ratte verfolgte. Und als die Kirche dann wirklich protestantisch wurde, hieß es, da hat man zum Gedächtnis das Bild dort oben angebracht.
Neben der Klosterkirche steht nach dem See zu eine alte Linde. Die einen behaupten, daß in sie die Pest gebannt worden sei, die anderen sagen, darunter hätten die Mönche bei ihrem Abzug ihre Schätze vergraben. Unter der Linde ist nämlich ein Fundament, und über ihm nur drei Fuß hohe Erde, in der die Linde steht.°1 Schon zweimal ist sie dem Eingehen nahe gewesen, hat aber immer wieder ausgeschlagen. Wenn sie zum drittenmal ausschlägt, heißt es, können die Schätze gehoben werden.
Wie es kommt, dass das Ruppiner Wappen zeitweilig einen Adler mit einer Kappe auf dem Kopfe zeigt, darüber berichtet Feldmann folgendes:
Des Grafen Bediente, die Edelleute waren, erstachen einen Bürger, als sie sich lustig machten. Der Magistrat nahm den Täter gefangen und verurteilten ihn ( im Winter ) zu Köpfen. Dies ward draußen bekannt, die Edelleute versammelten sich dicht vorm Tor in zwei Reihen, um ihn zu befreien, wenn er herausgeführt würde. Aber der Rat erfuhr es, hielt das äußere Tor Alt Ruppiner Tor verschlossen, führten den Deliquenten ins Tor und lißen ihm zwischen dem inneren und dem äußeren Tor, nahe beim äußeren, damit sie es draußen hören konnten, den Kopf abschlagen. Dadurch wurde das Tor geöffnet, und da nahmen die Edelleute den Leichnam mit. Dieses klagte der Graf nach Berlin an den Markgrafen, da wurde dem Rat zur Strafe auferlegt, keinen bloßen oder freien Adler mehr im Siegel zu führen, sondern diesem eine Kappe über den Kopf zu ziehen.
°1 Das Fundament haben nach den schriftlichen Aufzeichnungen des Dr. Feldmann aus der Mitte des 18. Jahrhundert auch einmal Arbeiter gefunden, als der damalige Bürgermeister Holle dort eine Kalkgrube graben lassen wollte. Es war viereckig und bestand aus bebackenen Mauer- oder Ziegelstein, etwa 8 Fuß im Quadrat. „Sie gruben,“ heißt es, „auch noch etwa 3Fuß tief, kamen aber noch nicht bis zum Grund. Sie entblößten auch alle freiligenden Seiten, aber der Bürgermeister Holle ließ alles wieder zuzuschütten.“
Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871