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  • Der Schmied im Mond

  • Der Knief von Bechlin

Ruppiner Sagen

Der Knief von Bechlin

Am Ostgiebel der Kirche in Bechlin hängt ein sichelartiges Messer, der "Knief"

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Bis zum Jahre 1795 hing es zwischen den damaligen beiden Türmen. Als sie ausgebessert wurden, wurde der Knief abgenommen und auf dem Giebel befestigt. Von diesem Knief erzählt man folgende Sage:

Zur Zeit der Grafen zu Ruppin diente auf dem Bechliner herrschaftlichen Gute ein Jäger, der sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht hatte. Er kam zum Priester in die Beichte und begehrte von ihm die Lossprechung von seinen Sünden. Die wurde ihm jedoch verweigert. Er müsse höheren Ortes um Absolution nachsuchen. Das konnte oder wollte er jedoch nicht, sondern er verlangte wiederholt Ablass. Als der ihm wiederum verweigert wurde, erstach er den Pfarrer im Beichtstuhl mit seinem Waidmesser. Deswegen wurde das ganze Dorf Bechlin in den Bann getan, und die Einwohner wurden gezwungen, an ihren Grenzen selbst Wachen aufzustellen, um jeden Reisenden vom Dorf abzuhalten.

Eine solche Wache stand auch bei der jetzt noch danach benannten Warnung an der Ruppinischen Grenze. Da kam eines Tages der regierende Graf aus Ruppin gefahren und wollte vorüber, ohne die Wache zu beachten. Aber diese durchschnitt mit dem Knief (der aus einer alten Sichel oder Sense gemacht zu sein scheint) die Stränge am Wagen und hinderte dadurch den Grafen weiterzufahren. Dafür lobte der Graf die Wache und brachte es dahin, dass dem Dorf der Bann abgenommen wurde, allerdings mit der Bedingung, den Knief als immerwährendes Zeichen am Turm aufzuhängen. Wenn derselbe jemals herunterfiele, so sollte das Rittergut aus seiner auf dem (heute noch dem Namen nach vorhandenen) Weinberge befindlichen Weinpresse ein Fass Wein an die Gemeinde verabreichen.

nach Wilhelm Schwarz

Der Knief häng noch immer am Ostgiebel der Bechliner Kirche, allerdings nicht mehr das Original. Dieser wird in der Kirche aufbewahrt und zu besonderen Veranstaltungen ausgestellt. Die nächste Gelegenheit das Original zu sehen ist am Tag des offenen Denkmals im September 2013

Eine andere Quelle berichtet, dass der Jäger mit einer Magd des Gutshofes "eine Bändelei, deren Folgen nicht zu übersehen war" hatte.

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Der Räuberberg bei Kränzlin


Zwischen Bechlin und Kränzlin, aber auf bechlinerischem Grund und Boden, Mehr…

 liegt eine unbedeutende Anhöhe, der „Räuberberg“ genannt, der nach schriftlichen Aufzeichnungen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts auch „Hünnenwall“ hieß. Von ihm gibt es folgende Sage:

Auf dem Berge lag, heißt es, ehedem im Gebüsch versteckt, ein Raubschloß, das mit der steinernen Brücke des Kränzliner Damms durch einen Draht in Verbindung stand. Sobald nun ein Wagen über die Brücke fuhr, wurde durch diesen Draht eine Glocke im Schloss in Bewegung gesetzt. Auf dieses Zeichenbrachen der Raubritter und seine Leute aus dem Schloß hervor und plünderten die Reisenden aus. Zuletzt wurde es dem Ruppiner Grafen aber doch zu arg, und er drohte dem Herrn von Fratz, so hieß der Besitzer des Schosses, er werde ihm seine Burg anzünden, wenn er das Unwesen nicht ließe. Der aber lachte darüber und trieb sein Handwerk nach wie vor. Da passte der Ruppiner Graf einmal eine Zeit ab, zu der Fratz in Ruppin war, und schickte schnell seine Leute hinaus, die die Burg erobern und zerstören mussten.

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887

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Der Holzdieb

Ein Mann aus Kränzlin kam sehr früh mit gestohlenem Holz aus dem Wald, Mehr…

als ihm ein anderer begegnete und ihn so anredete: „Wieso kommst du heute so früh?“ Er erhielt zur Antwort_ „Der liebe Gott schlief noch.“ Als der Dieb nach Hause kam, schlief er ein und schlief fort, ohne dass ihn jemand erwecken konnte. Endlich ließ ihn der Pfarrer zur Kirche tragen und vor dem Altar niederlegen, wo er auf kurze Zeit erwachte und sprach: „ Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotte! „ Dann schlief er erneut ein, und niemals wieder zu erwachen

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887

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Der Schmied im Mond


Viele sagen im Mond sei ein Mann mit einem Reisigbündel. Mehr…

Das ist aber nicht wahr, sondern es ist ein Schmied. Davon hat man auch eine ordentliche Geschichte im Ruppinschen.

Es war einmal ein Schuhmacher, der bekam an einem Montag von seiner Frau Geld, um Leder einzukaufen. Als er nun beim Wirtshaus vorbei kam, sah er seine Zunftgenossen darinnen. Die ließen ihn nicht vorüber, er mußte hineinkommen. (Des Montags arbeiteten nämlich die Schuhmacher nicht, hieß es, da traf man sie im Wirtshaus.) Als er aber ohne Leder und ohne Geld nach Hause kam, war seine Frau natürlich sehr böse und schimpfte ihn gehörig aus. Am anderen Tag schickte sie ihn wieder mit Geld los, damit er Leder kaufe. ,,Vorbeigehen", dachte er, ,,kannst du ja am Wirtshaus. Aber hineingehen tust du diesmal nicht? Aber es kam doch wieder wie das erstemal: Er vertrank das Geld und bekam erneut böse Reden von seiner Frau zu hören.

Als ihm seine Frau am dritten Tag wieder Geld gab und es ebenso ging wie anden beiden vorigen Tagen, da wagte er sich nicht wieder nach Hause, sondern ging in den Wald und wollte sich an einem Baum erhängen. Als er nun so an einem Baume stand und mit dem Messer den Bast abschälte, um daraus einen Strick zu flechten, kam ein Herr gegangen. Der fragte ihn, was er da mache. ,,Ich will einen Strick binden", sagte der Schuhmacher, ,,und mit ihm alle Teufel in der Hölle zusammenbinden." Da bekam der Herr, es war der oberste Teufel, einen Schreck und sagte, das solle er nur bleiben lassen. Er wolle ihm auch so viel Geld geben, daß ein ganzer Stiefel davon voll würde. Da war der Schuhmacher zufrieden und ging nach Hause. Er machte sich und seiner Frau eine Harke und sagte ihr, als sie sich darüber wunderte, sie solle nur ruhig sein. Sie würden so viel Geld bekommen, daß sie es mit den Harken zusammenkratzen müßsten. Darauf nahm er einen großen Stiefel, schnitt die Sohle unten ah und hängte ihn in den Schornstein hinein. Als nun der oberste Teufel sah, daß seine Schatzkammer fast leer geworden war, sagte er zu einem anderen Teufel: „Dem Schuhmacher können wir das Geld nicht lassen. Geh hinunter und sieh, daß du es ihm durch eine Wette abgewinnst! Das Geld soll dem gehören, der von dem anderen drei Pfeifen Tabak tauchen kann."

Als dann der Teufel zum Schuhmacher kam und ihm das verschlug, war der es zufrieden und sagte, der Teufel müsse aber zuerst von seinem Tabak rauchen. Damit nahm er eine geladene Flinte, hielt sie ihm an den Mund und drückte ab. Das war dem Teufel aber doch ein zu starker Tabak, und er machte sich davon. Als er oben angekommen war, sagte der oberste Teufel wieder, er müsse noch einmal hinunter, und wer zuerst einen Hasen finge, dem solle das Geld gehören. ,,Ist mir schon recht," sagte der Schuhmacher und steckte drei graue Kaninchen in einen Sack. Als er das erste laufen ließ, wollte der Teufel nach. Da zog der Schuhmacher das zweite hervor. Wahrend aber der Teufel nun vom erstem abließ und diesem nachsprang, holte der Schuster rasch das dritte hervor und rief: ,,Hier hab ich einen Hasen." Da zog der Teufel auch diesmal niedergeschlagen ab. Aber sein Herr schickte ihn noch einmal hinunter. ,,Unsere Schatzkammer", sagte er, ,,ist doch leer, da nimm die eiserne Tür, die ist zu nichts mehr nütze. Wer die am höchsten wirft, soll das Geld haben." Als der Teufel wieder zum Schuhmacher kam, war der auch damit zufrieden, verlangte aber, daß der Teufel esihm vormache. Der warf dann auch die Türe hoch, daß sie beim Herunterfallen tief in die Erde eindrang. ,,Nun hol sie nur erst wieder heraus", sagte der Schuster. Währenddessen sah er aber hinauf zum Mond, der schien gerade so schön hell. ,,Was siehst du denn so zum Mond?" fragte der Teufel. ,,I," sagte der Schuhmacher, ,,der Schmied da oben, der ist mein Bruder. Dem will ich die Tür hinauf werfen, der kann sie als altes Eisen brauchen. “Da erschrak der Teufel und sah, daß er überwundem war, und der Schuhmacher behielt das Geld.

Es sieht aber auch wirklich so aus, als ob im Mond ein Schmied stände; Bei hellem Mondschein kann man ihm sehen mit Amboß und Hammer.

Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871

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Der wilde Jäger im Frankendorfer Revier

In den milden Frühlingsnächten hört man zuweilen Rufe,

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In den milden Frühlingsnächten hört man zuweilen Rufe, die mit dem Gekläff der Hunde und dem Geschrei großer und kleiner Eulen Ähnlichkeit haben. Man vernimmt sie in verschiedenen Tonlagen, bald gedehnt, bald kurz abgestoßen. Durch die Luft aber fährt ein rauschender langer Zug, in dem feurige Augen sichtbar sind. Das ist der Höllen- oder wilde Jäger, der bei seinen Jagdzügen auf Erden große Freveltaten ausgeführt hat und drum dazu verdammt ist, ewig in den Lüften zu jagen.

Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871

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Wahrzeichen Neuruppin

 E-Mail

Vor allem die Klosterkirche hat ihr besonderes Wahrzeichen. 

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Wenn man nämlich vom Chor aus, wo früher die Orgel war (heute ist dort die Winterkirche), zum Gewölbe des Hauptschiffes hinaufsieht, bemerkt man an der Decke ein eigentümliches Bild: eine Maus, die eine Ratte verfolgt. Das soll nämlich so zusammenhängen: In der Zeit, als Luthers Lehre sich hier in der Mark verbreitete, stritten sich einmal ein katholischer und ein protestantischer Geistlicher, indem der letztere meine, die Kirche würde auch noch protestantisch werde. Der erstere behauptete, das würde nie geschehen, so wenig als jemals eine Maus eine Ratte verfolgte. Und siehe da, kaum hatte er dies gesagt, da sahen sie an der Decke der Kirche das Wunde, dass eine Maus eine Ratte verfolgte. Und als die Kirche dann wirklich protestantisch wurde, hieß es, da hat man zum Gedächtnis das Bild dort oben angebracht.

Neben der Klosterkirche steht nach dem See zu eine alte Linde. Die einen behaupten, daß in sie die Pest gebannt worden sei, die anderen sagen, darunter hätten die Mönche bei ihrem Abzug ihre Schätze vergraben. Unter der Linde ist nämlich ein Fundament, und über ihm nur drei Fuß hohe Erde, in der die Linde steht.°1 Schon zweimal ist sie dem Eingehen nahe gewesen, hat aber immer wieder ausgeschlagen. Wenn sie zum drittenmal ausschlägt, heißt es, können die Schätze gehoben werden.

Wie es kommt, dass das Ruppiner Wappen zeitweilig einen Adler mit einer Kappe auf dem Kopfe zeigt, darüber berichtet Feldmann folgendes:

Des Grafen Bediente, die Edelleute waren, erstachen einen Bürger, als sie sich lustig machten. Der Magistrat nahm den Täter gefangen und verurteilten ihn ( im Winter ) zu Köpfen. Dies ward draußen bekannt, die Edelleute versammelten sich dicht vorm Tor in zwei Reihen, um ihn zu befreien, wenn er herausgeführt würde. Aber der Rat erfuhr es, hielt das äußere Tor Alt Ruppiner Tor verschlossen, führten den Deliquenten ins Tor und lißen ihm zwischen dem inneren und dem äußeren Tor, nahe beim äußeren, damit sie es draußen hören konnten, den Kopf abschlagen. Dadurch wurde das Tor geöffnet, und da nahmen die Edelleute den Leichnam mit. Dieses klagte der Graf nach Berlin an den Markgrafen, da wurde dem Rat zur Strafe auferlegt, keinen bloßen oder freien Adler mehr im Siegel zu führen, sondern diesem eine Kappe über den Kopf zu ziehen.

°1 Das Fundament haben nach den schriftlichen Aufzeichnungen des Dr. Feldmann aus der Mitte des 18. Jahrhundert auch einmal Arbeiter gefunden, als der damalige Bürgermeister Holle dort eine Kalkgrube graben lassen wollte. Es war viereckig und bestand aus bebackenen Mauer- oder Ziegelstein, etwa 8 Fuß im Quadrat. „Sie gruben,“ heißt es, „auch noch etwa 3Fuß tief, kamen aber noch nicht bis zum Grund. Sie entblößten auch alle freiligenden Seiten, aber der Bürgermeister Holle ließ alles wieder zuzuschütten.“

Quelle: Schwartz, Wilhelm: Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg für jung und alt Bechlin 1871

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Pater Wichmann in Neuruppin

In der Klosterkirche in Neuruppin steht noch die Bildsäule vom Pater Wichmann, Mehr…

einem der alten „Grafen von Lindow und Herr zu Wildberg und Ruppin“. Er soll das Kloster hier gegründet haben und sein erster Prior (Klostervorsteher) gewesen sein, und er soll auch die Gabe gehabt haben, Wunderwerke zu tun, wovon in alten Schriften namentlich eine Begebenheit erzählt wird:

Einstmal, heißt es, hatte er jenseits des Ruppiner Sees im Namen seines Klosters , das ja unmittelbar an diesem See gelegen hat, etwas zu verrichten. Als er nun sehr hunderte und er bei gegebenen Zeichen der Eßglocke vor großer Mattigkeit den weiten Weg um den See herum nach der Stadt nicht wieder gehen konnte, sprach er zu seinem Gefährten: „ Mein Sohn, folge mir getroßt!“, machte darauf ein Kreuz vor sich und ging geradewegs über das Wasser ins Kloster. Sein Gefährte aber getraute sich nicht, in seine Fußstapfen zu treten, ging um den See herum und kam erst eine gute Stunde nach dem Pater nach Hause.

Einmal ist ein Bauer hinter hergegangen. Wo Pater Wichmann austrat, da trat der Bauer ein. Zuerst tat der Pater Wichmann, als sähe er es nicht. Als sie aber mitten auf dem See waren, drehte er sich um, drohte dem Bauer mit dem Finger und sagte: „Wie kannst du dich unterstehen, mir nachzugehen? Diesmal will ich dich noch mit hinübernehmen, aber versuche es nie wieder!“ Nach anderen Erzählern ist es sein Küster gewesen. Unterwegs tat Pater Wichmann, als sähe er es nicht. Drüben angekommen, sagte er ihm aber, er solle sich nicht noch einmal in solche Gefahr durch sein Vorwitz treiben lassen, denn er würde ohne alle Hilfe ertrunken sein, falls er sich zufällig dabei umgesehen hätte. Der Küster ärgerte sich aber, dass er immer um den See herumgehen müsste, wärend der Pater es so bequem habe. Er dachtenbei sich, der Pater gönne ihm solche Macht nicht. Er wollte einmal versuchen und sich umdrehen, während er in der Paters Fußstapfen trete, Er wurde aber für seinen Ungehorsam bestraft, denn als er nach Ruppin zurückblickte, versank er, bevor er um Hilfe rufen konnte.

Der Ruf der Wundertaten ging auch über die Mark hinaus. So schrieb K. Lücke ( Sonntagsbeilage zur Norddeutschen Allgemeinen Zeitung vom 27.Dezember 1885 ) über eine Legende, die sich an ein Bild geknüpft habe, das noch im 18. Jahrhundert im Dominikanerkloster zu Köln am Rhein zu sehen gewesen sei: „ Es stellte einen Koch des Klosters Neuruppin da, welcher in der Hand einen großen Wels hielt und hatte die Unterschrift: Frater Nicolaus de Ruppin. Die Legende aber lautete, der Koch des Klosters, Nicolaus mit Namen, habe einst, als noch am Abend viele fremde Klosterbrüder nach Ruppin gekommen waren, dem Pater Wichmann geklagt, der Speisevorrat reiche nicht aus. Da habe jener ihm befohlen, er solle nur durch das Pförtchen, das von dem Klostergange zum See hinausführe, gehen und im Namen des Priors den Fisch befehlen, dass einer von ihnen herkäme, um sogleich den angekommenen Gästen als Sättigung zu dienen. Der Koch habe getan, wie ihm geheißen, und so sei ein großer Wels zu ihm ans Ufer geschwommen gekommen, welchen er mit mit den Händen ergriffen und in die Küche getragen habe, wo derselbe dann zubereitet worden sei.“

Nach einigen soll es auch nicht ein Riese, sonder Pater Wichmann gewesen sein, der einen Damm durch den Ruppiner See hat bauen wollen, der die Grafschaft der Länge nach durchschneidet und in zwei Teile teil. An zwei Stellen er an der der Stadt gegenüberliegenden Seiten angefangen, den See zuzudämmen, einmal, wo sich beim Fährhahn ( am Fährhause ) eine Spitze gerade der Klosterkirche gegenüber ins Wasser hineinzieht, und dann bei der Ziegelei zwischen Gnewikow und Karve, einer Stelle, die man noch „die scharfe Ecke“ nennt. Beide Male ist ihm aber das Schürzenband abgerissen, als er Erde in seine Schürze herbeitrug. An der „scharfen Ecke“ sieht man es noch deutlich, wie die Sandbank sich ins Wasser hineinzieht; da ist es auch so manchem Schiff schlecht ergangen, wenn die Schiffer dies nicht bedachten und zu dicht ans Land gehalten haben.

Vor seinem Tode hat übrigens Pater Wichmann bestimmt, dass er in einem gläsernen Sarg gebettet und dieser noch in einen silbernen gesetzt werden solle. Ferner solle auf sein Grab eine Linde gepflanzt werden, und wenn die Linde vergangen sei, dann könne man sein Grab öffnen, aber nicht eher. Die Linde hinter der Klosterkirche, unmittelbar an der nach dem Brand von 1787 errichteten Stadtmauer auf dem ehemaligen Klosterkirchhof, wird von vielen als diejenige bezeichnet, unter der Pater Wichmann begraben liegt. Alle Neujahrsnacht zwischen zwölf un ein Uhr kommt er noch in einer Kutsche, die mit zwei schneeweißen Pferden ohne Köpfe bespannt ist, die Klosterstraße entlang zur Kirche, um nachzusehen, ob seine Anordnung in Hinblick auf die Linde auch aufrechterhalten werden. Mehrere Leute aus der Klosterstraße behaupten, das Rollen der Räder gehört zu haben, nicht aber den Hufschlag der Schimmel. Sonntagskinder können auch die Kutsche und die Pferde sehen.

Von Pater Wichmann erzählt eine alte Frau noch folgende Geschichte: „Zur Franzosenzeit, ich war freilich noch ein ganz kleines Kind, habe es aber oft vom Vater und Mutter gehört, wurde die Klosterkirche als Magazin benutzt, das stets ein Mann aus der Stadt Tag und Nacht bewachen musste. Dafür bekam er einen Taler. Dabei ist es einem Wächter einmal ganz merkwürdig ergangen: Als er so in Gedanken versunken dastand, es war gerade um Mitternacht , hörte er auf einmal die Orgel gehen. Die Kirche war plötzlich ganz hell, und vor dem Altare stand Pater Wichmann und reichte gerade zwölf Jungfrauen das Heilige Abendmahl. Als das vorüber war, schwieg die Orgel, und Licht und Jungfrauen und Pater waren ebenso plötzlich wieder verschwunden, wie sie erschienen waren. Eine Stimme aber bedrohte den Mann, er solle von dem, was er gesehen habe, ja nichts erzählen, sonst würde es ihm schlecht ergehen. Der aber konnte seinen Mund nicht halten, und da hat es ihn in denn Tag und Nacht keine Ruhe gelassen, bis er vor aller Angst und Aufregung kurze Zeit darauf starb.“

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887

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Das alte Dorf Dreetz

Das Dorf Dreetz soll, wie die Alten immer erzählen, Mehr…

ursprünglich in der Gegend des Vorwerks Lüttgendreetz am Dreetzsee gelegen haben, und man hat dort auch mehrmals alte Urnen sowie einmal eine eiserne Axt und ein anderes Mal Streitäxte aus Feuerstein aus der Erde gepflügt.

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887

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Segers Wische

Auf dem Wege vom Dorf Dreetz zu dem Gasthof, der in der Heide an der Hamburger Chaussee lag Mehr…

und den die Fuhrleute unter dem Namen der lahmen (*1) Ente kannten, lag an dem Fichtenwalde mitten in den dünenartigen Sandbergen eine ziemlich große Wiese, die den Namen ,,Segers Wische" führte. Hier hat vor uralter Zeit ein Riese namens Seger gewohnt, dem die Wiese gehörte. Diese hat er, wenn die Zeit der Heumahd kam, mit neun Reihen abgemäht. Aber er hat auch nach jeder Reihe erst eine Tonne Bier ausgetrunken, denn es wird wohl doch keine ganz leichte Arbeit gewesen sein. Vor über hundert Jahren soll nicht weit von diesem Ort noch sein Grab sichtbar gewesen sein. Aber jetzt weiß es keiner mehr zu finden, erzählen kann jedoch noch mancher von Segers Wische und Segers Grab. Es soll dort nämlich auch ein Schatz verborgen liegen, den zwei Dreetzer Tagelöhner einst heben wollten. Es war Mitternacht, und sie legten sich an der Stelle, an der sie graben wollten, einen grüßen Kreis von neunerlei Kräutern und begannen ihre Arbeit. Doch sie waren noch nicht lange dabei, da kam eine ganz schwarze Kutsche angefahren, vor die feuerspeiende Pferde gespannt waren. Aus ihr stiegen zwei schwarze Gestalten, die in den Wald gingen und bald darauf mit gewaltigen Bäumen zurückkamen, aus denen sie einen hohen Galgen zimmerten. Als der fertig war, stiegen sie herunter, kamen gerade auf die Schatzgräber los und sagten: ,,Nun wollen wir sie nur gleich aufhängen!" Aber kaum hatten die beiden Dreetzer das gehört, als sie eilig die Flucht ergriffen und ihren Schatz im Stich ließen.

*(1) "Die lahme Ente“ ist etwa um 1870 eingegangen, die Gebäude wurden niedergerissen, und die Baustelle wurde mit Bäumen bepflanzt. Der Ort aber hat noch lange seinen Namen behalten.

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887

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Glockensage aus Sieversdorf

Nach G. W. Schinkels Geschichte von Sieversdorf (Neuruppin, 1875) Mehr…

war Gülitz schon 1491 wüst: das heutige Gülitz, früher Schnakenwinkel und Lothstege, wurde 1774 auf der wüsten Feldmark durch Friedrich den Großen angelegt. Doch hat sich in Sieversdorf eine Sage erhalten, nach der Gülitz erst durch

den Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sei. Ein Prediger in Sieversdorf hat

darüber nach Schinkel (S. 62 f.) folgendes niedergeschrieben:

"Die ältesten Männer erzählen, daß vor dem Dreißigjährigen Kriege Sieversdorf

aus zwei Dörfern, Klein-Sieversdorf und Groß-Gülitz, bestanden habe. Groß-Gülitz stand auf den Bergen, die zwischen dem jetzigen Brenkendof und Klein-Derschau liegen. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges vergruben die Groß-Gülitzer ihre Glocken zwischen ihrem Ort und Rhioew, aus Furcht, die Österreicher wurden sie ihnen nehmen, Weil viel Silber darin enthalten war. Die Rhinower erfuhren dies etwa zehn Jahre danach und gruben die Glocken

zur Nachtzeit aus. Die Gülitzer forderten ihr Eigentum zurück; es kam zum Prozeß, und die hohe Behörde entschied, es sollten zwei Männer von Rhinow und zwei von Gülitz zu ein und derselben Stunde und Minute abgehen, und wer zuerst an die Stelle käme, wo die Glocken vergraben gewesen waren, dem sollten sie gehören. Die Rhinower waren listig. Sie bestellten einige, die unterwegs den Gülitzern begegnen mußten. Sie streckten den Ankommenden jedesmal einen Krug Branntwein entgegen, hielten sie damit auf, machten sie betrunken, und die Rhienower Läufer kamen zuerst an den bestimmten Ort. Sie behielten die Glocken, und es sollen dieselben sein, die sie heute noch haben."

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887

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