Drucken

Auf dem Wege vom Dorf Dreetz zu dem Gasthof, der in der Heide an der Hamburger Chaussee lag und den die Fuhrleute unter dem Namen der lahmen (*1) Ente kannten, lag an dem Fichtenwalde mitten in den dünenartigen Sandbergen eine ziemlich große Wiese, die den Namen ,,Segers Wische" führte. Hier hat vor uralter Zeit ein Riese namens Seger gewohnt, dem die Wiese gehörte. Diese hat er, wenn die Zeit der Heumahd kam, mit neun Reihen abgemäht. Aber er hat auch nach jeder Reihe erst eine Tonne Bier ausgetrunken, denn es wird wohl doch keine ganz leichte Arbeit gewesen sein. Vor über hundert Jahren soll nicht weit von diesem Ort noch sein Grab sichtbar gewesen sein. Aber jetzt weiß es keiner mehr zu finden, erzählen kann jedoch noch mancher von Segers Wische und Segers Grab. Es soll dort nämlich auch ein Schatz verborgen liegen, den zwei Dreetzer Tagelöhner einst heben wollten. Es war Mitternacht, und sie legten sich an der Stelle, an der sie graben wollten, einen grüßen Kreis von neunerlei Kräutern und begannen ihre Arbeit. Doch sie waren noch nicht lange dabei, da kam eine ganz schwarze Kutsche angefahren, vor die feuerspeiende Pferde gespannt waren. Aus ihr stiegen zwei schwarze Gestalten, die in den Wald gingen und bald darauf mit gewaltigen Bäumen zurückkamen, aus denen sie einen hohen Galgen zimmerten. Als der fertig war, stiegen sie herunter, kamen gerade auf die Schatzgräber los und sagten: ,,Nun wollen wir sie nur gleich aufhängen!" Aber kaum hatten die beiden Dreetzer das gehört, als sie eilig die Flucht ergriffen und ihren Schatz im Stich ließen.

*(1) "Die lahme Ente“ ist etwa um 1870 eingegangen, die Gebäude wurden niedergerissen, und die Baustelle wurde mit Bäumen bepflanzt. Der Ort aber hat noch lange seinen Namen behalten.

Quelle: Haase, Karl Eduard: Sagen aus der Grafschaft Ruppin und Umgebung, 1. Teil: Sagen. Neuruppin 1887