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Unser Dorf Bechlin wird im Jahre 1914 im Buch "Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Berlin 1914" folgendermaßen beschrieben:

Bechlin, Ortsteil 3 km westlich von Neuruppin, ca. 900 Einwohner

In einer Urkunde von 1315 wird der Wald zwischen den Dörfern Kränzlin und Bechlin, inter villas Crenzelin et Bechelin erwähnt (Bratrings Sammlung von Urkunden-abschriften, Königliche Bibliothek zu Berlin; Riedel, Codex IV, 284). Noch 1525 lag auf der Feldmark ein Eichen- und Eschengehölz, wie aus Redorfers Landbuch erhellt. Ebendort heißt es: „Bechelienn hat 50 Hueben, davon hat der Schultze eine freye Hueben ... und der Pfarrer 2 frey Hueben“. Diese Ausstattung weist auf eine Begründung des laut Kataster von 1624 im Geheimen Staatsarchiv von 25 Bauern bewohnten Dorfes im Zeitalter der deutschen Kolonisation hin. Von der Kirche heißt es im Protokoll von 1540: „Collator unser gnedigster Herr“. Das Lehnschulzengut betrifft eine Urkunde vom 25. Februar 1646 im Zietenmuseum zu Neuruppin.

Die stattliche frühgotische saalförmige Kirche aus behauenen Feldsteinen besteht aus dem Schiff und einem breit vorgelegten Westturm, der mit diesem durch einen Spitzbogen in Verbindung gebracht ist (Abb.). Die drei Türen des Schiffes, sämtlich in Granit und mehrfach abgestuft, sind wie die schmalen hohen Fenster im Spitzbogen geschlossen. Das Ostgiebeldreieck zeigt im Mittelteil Gruppen von Spitzbogenblenden. Hauptgesims und Dachstuhl sind aus dem 17. Jahrhundert (um 1638). An der Südwand war früher eine kleine gewölbte Sakristei angebaut; die einst zu ihr führende Spitztür ist vermauert. Unmittelbar westlich daneben ist im Inneren eine breite Rundbogennische mit dreifach abgestuftem Gewände für den Ruhesitz des zelebrierenden Geistlichen. Die jetzt gerade geputzte Decke ist durch zwei einfach profilierte Kreisformen und eine Vierpassform in der Mitte belebt.

Der Turm hat abgefasten Granitsockel und einen Westportal mit doppelt abgestuftem Gewände. In seinem Erdgeschoß sind Schildbögen für ein großes Kreuzgewölbe angelegt. Der massive Teil, der jetzt nur die Höhe des Schiffes erreicht, war ohne Zweifel einst höher hinaufgeführt; Anfang des 17. Jahrhunderts endete er (nach Beckmanns Nachlass) in zwei Turmspitzen. Jetzt besteht sein Oberteil aus verbrettertem Fachwerk mit stumpfem Dach. Im Jahre 1781 wurden Kirche und Turm instandgesetzt, auch die Jahreszahl 1869 in der Wetterfahne bezieht sich wohl auf eine Wiederherstellung.

Der barocke Kanzelaltar (Abb.) ist ein gediegenes Werk von seiner Durchführung, namentlich in den seitlich angebrachten Ornamenten (Abb.). Die bekrönenden Figuren des Aufbaus stellen die vier Evangelisten dar. Bei einer früheren Veränderung des Altars, vermutlich bei Errichtung des Barockaltars, fand man (nach Beckmanns Nachlass) in der Mensa die alte Reliquiengruft nebst Inhalt.

Ein rundes messinggetriebenes Taufbecken von 41,5 cm Durchmesser zeigt in der Mitte den Reichsadler (Doppeladler).

Ein kleiner gotischer Kelch, sibervergoldet, 15,5 cm hoch, der Fuß in Sechspassform, der Knauf mit rautenförmigen Zapfen. 15. Jahrhundert.

Ein großer Kelch, sibervergoldet, 24 cm hoch (Abb.). Der Fuß noch in gotischer Sechspassform mit fünf Reliefs in Kreismedaillons (die Verkündigung und die vier Evangelisten), auf dem sechsten Teil ein kleines Kruzifix mit Signakulum. An den Zapfen des Knaufs kleine Emaillen in Weiß, Rot und Blau, welche zwei Köpfe, zwei Blattformen und vier Chimären darstellen. Die Kuppa am oberen Rand in Sechspassform ausgebogen. 16. Jahrhundert.

Eine achteckige Weinkanne aus Zinn, 1739.

Zwei kleine Zinnleuchter von verschiedener Form, Anfang des 19. Jahrhunderts.

Eine Anzahl Wandleuchter mit geschnitzten und vergoldeten Rosetten.

Eine Sanduhr mit Fassung aus vergoldetem Holz und Leder, an einem Holzgestell drehbar (Abb.).

Zwei Bildnisse von früheren Geistlichen der Kirche.

Von den drei Glocken haben die zwei alten mit 93 und 63 cm Durchmesser außer einigen glatten Linien keinerlei Verzierung. Die kleine ist von sehr schlanker Form. (Die mittlere Glocke wurde 1917 abgeliefert und sicherlich eingeschmolzen)

(Pfarrhaus mit ca. 600 Jahre altem Keller mit Tonnengewölbe.)

Einige alte Bauernhäuser auf fränkischen Hofanlagen mit Giebel an der Straße, z. T. auch mit straßenwärts gelegener Traufe.

Quelle: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, Berlin 1914 (Druck von der Vossischen Buchhandlung), S. 5 ff.